Was ist Google Plus?
Google Plus war das 2011 gestartete Social Network von Google Inc., das trotz seiner tiefen Integration in die Google Dienste eingestellt wurde, aber ein wichtiges Erbe in den heutigen Google Produkten hinterliess.
Zuletzt überarbeitet: November 2025
Inhaltsverzeichnis
Google Plus, oft auch als Google+ bezeichnet, war der Versuch von Google Inc., in der Welt der Social Networks Fuss zu fassen. Inmitten des Booms von Social Media, als Kommunikation und Information bereits tief in den Alltag der aktiven Nutzer*innen integriert waren, lancierte Google dieses weitreichende Projekt. Es war mehr als nur ein eigenständiges Social Network; es sollte eine soziale Schicht über alle Google Dienste legen, um die Nutzererfahrung zu vereinheitlichen und die Interaktion zu fördern. Ziel war es, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Nutzer*innen Google Produkte verwendeten, indem ein Schwerpunkt auf realen sozialen Verbindungen lag. Auch wenn Google Plus heute nicht mehr existiert, ist sein Erbe in den heutigen Google Diensten und Google Produkten weiterhin spürbar. Die Geschichte von Google Plus ist ein faszinierendes Beispiel für Innovation, Wettbewerb und die Herausforderungen im Bereich des Social Networking.
Begriff und Definition: Was war Google Plus?
Google Plus war eine Plattform für Social Networking, die von Google entwickelt und am 28. Juni 2011 gestartet wurde. Es diente als zentrales Social Network für Google und sollte alle Google Produkte sozialer gestalten. Im Kern war Google Plus ein Dienst zur Organisation und zum Austausch von Inhalten, der sich durch seine einzigartige Struktur, insbesondere die Kreise (Circles), von anderen Social Networks unterschied.
Die Hauptfunktion bestand darin, Inhalte (Texte, Fotos, Videos) zu teilen und mit anderen Nutzer*innen zu interagieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Social Networks legte Google Plus grossen Wert auf die differenzierte Freigabe von Inhalten. Nutzer*innen konnten ihre Kontakte in verschiedene Kreise (z.B. Familie, Kolleg*innen, Freund*inne) einteilen und so präzise steuern, wer ihre Beiträge sehen sollte.
Jede*r Nutzer*in, der*die ein Google Konto besass, hatte automatisch Zugang zu Google Plus. Das Google+ Profil fungierte dabei als zentrale soziale Identität über verschiedene Google Dienste hinweg, von Gmail bis hin zu YouTube. Die Plattform war direkt unter der Adresse plus.google.com erreichbar. Die Nutzung eines Google Accounts war die Basis für das Google+ Profil.
Bedeutung
Die Bedeutung von Google Plus lag nicht nur darin, ein Konkurrent von anderen Social Networks zu sein, sondern vielmehr darin, eine soziale Klammer um das gesamte Ökosystem von Google zu bilden.
1. Integration in die Google Dienste
Google Plus war tief in zahlreiche Google Produkte integriert. Das Google+ Profil wurde zur Standardidentität für Kommentare auf YouTube und Bewertungen auf Google Maps. Auch für Google Play war eine Verknüpfung vorgesehen. Die Idee war, dass die Nutzer*innen ihre persönlichen Daten und ihre soziale Identität über das Google+ Profil zentral verwalten und dadurch ein konsistenteres Nutzererlebnis über alle Google Dienste hinweg schaffen sollten.
2. Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Ein signifikanter Aspekt der Bedeutung von Google Plus lag in seinem Einfluss auf die Suchergebnisse von Google. Durch die Funktion Google+ Direct Connect und die Anzeige von Beiträgen aus Google Plus direkt in der SERP (Search Engine Results Page) sollte die Relevanz sozialer Interaktionen für die Suche erhöht werden. Inhalte, die in Google Plus geteilt wurden und hohes Engagement zeigten, konnten indirekt die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen beeinflussen. Unternehmen versuchten, über Google Plus eine hohe Reichweite zu erzielen, um ihre SEO-Strategie zu unterstützen. Die Verknüpfung von Autor*innen mit ihren Artikeln (Authorship Mark-up) war eine Funktion, die die Glaubwürdigkeit und Autorität der Inhalte in den Suchergebnissen hervorheben sollte, basierend auf dem Google+ Profil.
Funktionsweise von Google Plus
Die Funktionsweise von Google Plus basierte auf einigen Schlüsselkonzepten, die es von anderen Social Networks abgrenzten:
1. Kreise (Circles)
Das zentrale und innovativste Feature von Google Plus waren die Kreise. Nutzer*innen konnten ihre Kontakte per Drag-and-drop in verschiedene, selbst benannte Gruppen (Kreise) einteilen. Diese Kreise wurden dann verwendet, um die Sichtbarkeit von Beiträgen zu steuern. Wenn ein*e Nutzer*in etwas teilte, wählte er*sie explizit aus, welche Kreise es sehen sollten. Dies ermöglichte eine präzisere Kontrolle über die persönlichen Daten und Inhalte als bei vielen anderen Social Networks, bei denen die Freigabe oft global (öffentlich) oder nur auf «Freunde» beschränkt war.
2. Der Stream (The Stream)
Der Stream war das Äquivalent zum Newsfeed in anderen Social Networks. Hier sahen die Nutzer*innen Beiträge von den Personen und Seiten, denen sie folgten. Die Inhalte umfassten Status Updates, Fotos, Videos und geteilte Links. Die Nutzung von Hashtags erleichterte dabei die thematische Organisation und Auffindbarkeit von Inhalten im Stream.
3. Google+ Communities
Die Google Plus Communities waren Gruppen, die es Nutzer*innen ermöglichten, sich um gemeinsame Interessen zu organisieren. Sie dienten als Diskussionsforen und Treffpunkte für spezielle Themen, ähnlich den Gruppen auf anderen Social Networks. Diese waren für Unternehmen besonders wertvoll, um sich mit ihrer Zielgruppe auszutauschen und eine hohe Reichweite innerhalb spezifischer Nischen zu erzielen.
Funktionen
Google Plus bot eine Reihe von Funktionen von Google, die oft direkt oder indirekt mit Google Diensten verbunden waren.
- Google Hangouts (später Google Chat/Meet): Ursprünglich als Google+ Hangouts bekannt, ermöglichte diese Funktion Video Chat und Gruppenchats direkt innerhalb der Plattform. Es war eine der meistgelobten Funktionen von Google auf der Plattform.
- Fotos und Alben: Die Integration mit dem damaligen Picasa (und später Google Fotos) ermöglichte das automatische Hochladen, die Organisation und das Teilen von Fotos in hoher Qualität.
- +1 Button: Der «+1» Button war das Äquivalent zum «Gefällt mir» Button. Er signalisierte die Empfehlung eines Inhalts, einer Website oder eines Unternehmens. Diese «+1» wurden auch in den Suchergebnissen (SERP) angezeigt, was die Relevanz für Online Marketing verdeutlichte.
- Nutzerprofile: Das Nutzerprofil auf Google Plus enthielt biografische Informationen, eine Auflistung der Kreise und alle öffentlichen Beiträge. Dieses Nutzerprofil wurde zur zentralen Identität über alle Google Dienste.
- Google+ Seiten: Ähnlich den Unternehmensseiten auf anderen Social Networks, konnten Marken und Unternehmen Google+ Seiten erstellen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerben und mit Kund*innen zu interagieren.
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Zielgruppe und Verbreitung von Google Plus
Die ursprüngliche Zielgruppe von Google Plus war breit gefächert und umfasste jede*n Inhaber*in eines Google Accounts. Man versuchte, sowohl die privaten Nutzer*innen (über GMail, Android, iOS etc.) als auch die professionellen Nutzer*innen und Unternehmen anzusprechen.
Zielgruppe im Detail
- Bestehende Google Nutzer*innen: Jede*r Nutzer*in von Gmail, Google Drive oder anderen Google Diensten war automatisch der potenziellen Zielgruppe zugehörig.
- Technologie- und Nischen-Enthusiasten: Die Plattform fand zunächst Anklang bei technikaffinen Nutzer*innen und in bestimmten Nischen, da die Communities und die erweiterte Steuerung der Freigabe geschätzt wurden.
Unternehmen und Marketer: Aufgrund der Integration in die Suchergebnisse und der Hoffnung auf hohe Reichweite nutzten viele Unternehmen Google Plus für ihr Online Marketing.
Verbreitung und Herausforderungen
- Trotz der enormen Basis an Nutzer*innen mit einem Google Konto, die automatisch Zugang zu Google Plus hatten, gelang es der Plattform nie, die gleiche Anzahl an aktiven Nutzer*innen wie die führenden Social Networks zu erreichen. Während die registrierten Nutzerzahlen durch die Verknüpfung mit Google Diensten hoch waren, war die Anzahl der wirklich aktiven Nutzer*innen, die regelmässig eigene Inhalte teilten, deutlich geringer. Dies war die grösste Herausforderung für Google Plus.
Unternehmensauftritt auf Google Plus
Für Unternehmen stellte Google Plus einen wichtigen Kanal im Online Marketing dar, insbesondere aufgrund der Synergien mit der Google Suche.
Vorteile für Unternehmen
- Suchmaschinenoptimierung (SEO): Wie bereits erwähnt, konnte die Aktivität auf Google Plus und die Nutzung des +1 Buttons die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen positiv beeinflussen. Die Verknüpfung des Unternehmensprofils mit der Website in Google Analytics war eine gängige Praxis.
- Lokales SEO: Die Integration mit Google Maps war ein entscheidender Faktor. Lokale Unternehmen nutzten ihre Google+ Seiten, um ihre Präsenz in der lokalen Suche (Google My Business) zu optimieren.
- Content Verbreitung: Unternehmen konnten hohe Reichweite erzielen, indem sie ihre Inhalte (von Docs, Websites oder Google Drive) über Google Plus teilten.
Tools und Integrationen
Für Unternehmen war die Verknüpfung mit der G Suite (ehemals Google Apps) nützlich. Die Nutzung von Google Hangouts für interne und externe Videokonferenzen mit Kund*innen oder Partner*innen war üblich. Über die Google+ API konnten Entwickler*innen und Unternehmen ihre Anwendungen mit Google Plus verknüpfen, um zum Beispiel Social Logins oder Sharing Funktionen zu implementieren.
Vor- und Nachteile
Wie jedes Social Network hatte auch Google Plus spezifische Vor- und Nachteile:
Vorteile
- Präzise Freigabe: Die Kreise boten eine unvergleichliche Kontrolle über die Sichtbarkeit von persönlichen Daten und Inhalten.
- Tiefgehende Integration: Die nahtlose Verknüpfung mit Google Diensten wie Gmail, Google Drive, Android und iOS sorgte für ein konsistentes Erlebnis.
- Qualität der Inhalte: Im Vergleich zu anderen Social Networks galt die Qualität der Diskussionen und Inhalte in den Communities oft als höher.
- SEO-Potenzial: Die direkten und indirekten Auswirkungen auf die Suchergebnisse waren ein grosser Anreiz für das Online Marketing.
Nachteile
- Geringe Nutzeraktivität: Die Anzahl der aktiven Nutzer*innen im Vergleich zu den registrierten Konten war gering, was die Reichweite für den*die normale*n Nutzer*in einschränkte.
- Zwang zur Nutzung: Die erzwungene Verknüpfung mit YouTube Kommentaren wurde von vielen Nutzer*innen negativ aufgenommen.
- Konkurrenz: Das späte Eintreten in den Markt der Social Networks erschwerte es, Nutzer*innen von etablierten Plattformen wie LinkedIn oder anderen grossen Social Networks abzuwerben.
- Fokus: Der Versuch, sowohl Social Media als auch eine zentrale Identität zu sein, führte zu einer gewissen Unschärfe in der Positionierung.
Vergleich von Google Plus mit ähnlichen Social Networks
Google Plus konkurrierte im Bereich der Social Networks mit etablierten Plattformen wie Facebook und LinkedIn. Die Unterschiede lagen vorwiegend im Fokus, der Nutzung der persönlichen Daten und der Integration in das jeweilige Ökosystem.
- Fokus und Kernkonzept:
- Google Plus: Der primäre Fokus lag darauf, eine soziale Schicht über alle Google Dienste zu legen und eine zentrale soziale Identität (das Google+ Profil) zu schaffen. Das Kerntool waren die Kreise (Circles), die eine unvergleichlich differenzierte Freigabe von Inhalten ermöglichten.
- Facebook: Fokussiert auf das persönliche Networking, die Verbindung von Freund*innen und Familie sowie auf Unterhaltung und das Teilen von alltäglichen Momenten.
- LinkedIn: Ist primär auf professionelles Networking, Karriereentwicklung, den Austausch von Fachwissen und die Jobsuche ausgerichtet.
- Integration und Ökosystem:
- Google Plus: War tief in das gesamte Ökosystem von Google integriert, einschliesslich Gmail, Google Drive, Android und anderen Google-Diensten. Die Funktionen umfassten direkt integrierte Tools wie Google Hangouts für Video Chat und Gruppenchats.
- Facebook: Konzentriert sich auf seine eigene App Plattform und Messenger Dienste (WhatsApp, Instagram), die zwar ebenfalls sehr umfangreich sind, aber nicht direkt in eine breite Palette von Produktivitäts- oder Betriebssystem-Diensten eingebettet waren wie bei Google.
- LinkedIn: Ist stark mit beruflichen Tools und Unternehmensseiten verknüpft, jedoch weniger mit privaten oder geräteübergreifenden Diensten wie Android oder iOS.
- Nutzeridentität und Profil:
- Google Plus: Das Google+ Profil fungierte als die zentrale, oft erzwungene, Identität über zahlreiche Google Dienste (z.B. für YouTube Kommentare). Der Google Account war die Basis.
- Facebook: Die Nutzeridentität ist ein persönliches Profil, das primär auf das soziale Leben ausgerichtet ist.
- LinkedIn: Die Nutzeridentität ist ein detailliertes berufliches Profil mit Fokus auf beruflichen Daten und Lebenslauf.
Geschichte
Die Geschichte von Google Plus ist geprägt von hohen Erwartungen, aggressiver Markteinführung und einem allmählichen Rückzug.
- Vorgänger: Google Plus hatte einige Vorgängerversuche von Google im Bereich Social Networking, darunter Google Wave (ein ambitioniertes Kommunikations- und Kollaborationstool) und Google Buzz (eine soziale Komponente in Gmail). Beide wurden eingestellt, lieferten jedoch Erfahrungen für Google Plus.
- Start 2011: Google Plus startete im Juni 2011 zunächst als Beta Test mit begrenztem Zugang. Es wurde in der New York Times und anderen Medien intensiv beleuchtet.
- Aggressive Integration: In den folgenden Jahren forcierte Google Inc. die Integration von Google Plus in alle Google Produkt, einschliesslich der Pflicht zur Nutzung des Google Account für YouTube Kommentare.
- Neuausrichtung und Ende der Integration: Aufgrund der anhaltend geringen aktiven Nutzer*innen im Vergleich zu den registrierten Konten begann Google ab 2014, die enge Verknüpfung mit anderen Google Diensten (z.B. YouTube) wieder zu lockern.
- Einstellung 2019: Im Oktober 2018 kündigte Google Inc. die Einstellung des Dienstes für private Nutzer*innen an. Ausschlaggebend waren unter anderem geringe Nutzung und die Entdeckung von Sicherheitslücken in der Google+ API, die persönliche Daten von Nutzerprofilen hätten freilegen können. Google Plus für private Nutzer*innen stellte seine Dienste im April 2019 ein. Eine abgespeckte, unternehmensfokussierte Version als Teil der G Suite (jetzt Google Workspace) existierte noch eine Weile weiter.
Das Erbe von Google Plus
Auch wenn Google Plus als eigenständiges Social Network gescheitert ist, hat es ein bemerkenswertes Erbe in den aktuellen Google Diensten hinterlassen.
- Kommunikationstools: Die Technologie und die Idee hinter Google+ Hangouts wurden in die eigenständigen und heute weitverbreiteten Kommunikationslösungen Google Meet und Google Chat überführt, die zentrale Bestandteile der G Suite und des persönlichen Google Kontos sind.
- Foto-Dienst: Die tiefgreifende Bildverwaltung und -bearbeitung, die ursprünglich in Google Plus enthalten war, ist die Grundlage des heutigen, hochgelobten Dienstes Google Fotos.
- Identität: Die Idee eines zentralen Nutzerprofils und Google Accounts über alle Google Dienste hinweg ist geblieben.
- Soziale Features: Funktionen wie das Teilen von Docs oder anderen Inhalten von Google Drive mit Kontakten oder in Gruppenchats wurden durch die soziale Schicht von Google Plus vorangetrieben und sind heute Standard.
- APIs: Die Erfahrungen mit der Google+ API und dem Management von persönlichen Daten haben zur Weiterentwicklung und Verbesserung der APIs von Google insgesamt beigetragen.
Das Scheitern von Google Plus war kein Scheitern der Technologie oder der Idee, sondern hauptsächlich ein Scheitern in der Akzeptanz durch die Masse der aktiven Nutzer*innen im Kampf gegen etablierte Social Networks. Dennoch hat die Plattform als Testlabor für soziale Integration und die Entwicklung zentraler Funktionen von Google gedient, deren Erbe heute in fast jedem Google Dienst zu finden ist.